Angewandte Kinesiologie (AK)

Die Angewandte Kinesiologie (AK) wird oft auch als Funktionelle Myodiagnostik (FMD) bezeichnet. Mit dieser Methode kann es gelingen, diagnostisch und therapeutisch tätig zu werden, um den Menschen als komplex arbeitendes System zu erfassen. Das Testinstrument der FMD ist der menschliche Muskel. Durch Testung einzelner Muskeln und durch Beobachtung der Reaktion auf verschiedene Reize findet sich die Möglichkeit, funktionelle Zusammenhänge von Störungen der Gesundheit zu erkennen und daraus eine individuelle Therapie zu finden. Zusätzlich zur Diagnostik über den Muskel, werden schulmedizinische Untersuchungen herangezogen, um entsprechende Befunde zu untermauern. Diese komplementärmedizinische Behandlungsmethode wird seit Jahren immer bekannter, jedoch in die Zahnmedizin hat sie noch nicht richtig Einzug gehalten.

Der menschliche Körper ist in der Lage einzelne Störungen zu kompensieren und auszugleichen (Selbstregulation). Mehrere belastende Faktoren, die zusammentreffen können, können jedoch zum Ausbruch einer Krankheit führen. Diese Schwelle ist bei jedem Menschen sehr individuell. Für eine grundlegende Heilung ist es nicht ausreichend, die Symptome zu unterdrücken, und sein Leben so weiter zu führen wie zuvor (im Verborgenen arbeitet das Problem weiter). Sondern es müssen meiner Meinung nach einzelne störende Einflüsse identifiziert, behandelt oder beseitigt werden. Störend kann im Grunde so vieles sein, z. B. Nahrungsmittel, Umweltgifte, Medikamente, Stress, virale/parasitäre/bakterielle Belastungen oder Histaminunverträglichkeiten etc.

Im Alltag lässt sich die FMD einfach anwenden, wenn es z. B. um die Verträglichkeit von Medikamenten geht. Ebenso um Herauszufinden, ob es sich um einen bakteriellen oder viralen Infekt handelt. Ich möchte mir garnicht ausdenken, wieviele Menschen Medikamente nehmen, die ihnen eher schaden als nutzen. Dies soll nicht heißen, dass die FMD für alles und jeden die richtige Antwort und Lösung immer parat hat. Vielmehr gilt es den Horizont zu weiten, über den Tellerrand zu blicken und sich auch seiner Eigenverantwortung als Mensch und Patient bewusst zu werden. Diese nicht zu unterschätzende Selbstwirksamkeit und selbst gewählte Lebensstiländerung sind ein wichtiger Faktor für allumfasssendes Wohlbefinden.

Der Muskeltest läuft nach genau definierten Kriterien ab, die aus der Sportwissenschaft und Physiologie kommen. Ein gesunder, stark testender Muskel lässt sich z. B. durch Drücken eines ihm zugeordneten Akupunkturpunktes für kurze Zeit schwächen. Diese Muskelreaktion wird dann als „normoreaktiv“ bezeichnet. Jede Abweichung Richtung Stärke („hyperreaktiv“) oder Schwäche („hyporeaktiv“) weist auf eine Störung hin.

Die FMD geht von der Annahme aus, dass der menschliche Organismus selbst am besten „weiß“, was ihm gut tut, was ihm fehlt, was ihn stört und was ihm hilft. Über das Feedbacksystem der Muskelreaktion gelingt es, den Körper auf einfache Art direkt zu fragen. Strukturelle, biochemische und psychische (emotionale, mentale) Komponenten der Gesundheit werden mit einbezogen frei von einer bestimmten Philosophie offen für das Wohlergehen des Menschen. Der Körper selbst darf hierbei die Mitteilung geben, ob, was, wie viel, wie oft und in welcher Reihenfolge er etwas von einer Substanz zur Behebung seines Problems oder zur Erreichung eines bestimmten Ziels, benötigt.

Das Spektrum der Anwendung der FMD ist nahezu grenzenlos. Auch Künstler, Architekten, Manager und Sportler bedienen sich dieser Technik. Die ersten medizinischen Veröffentlichungen zur FMD/AK basieren auf Untersuchungen des amerikanischen Chiropraktikers Dr. George J. Goodheart aus den frühen 1960er­Jahren (reproduzierbare Veränderung der Muskelreaktion auf Testreize). Seit den 1980er­Jahren gibt es vermehrt klinische Studien zur Reproduzierbarkeit der Testergebnisse der FMD/AK. Die heute u.a. im deutschen Sprachraum gängigen umfassenden Lehrbücher von Gerz (1997) und Garten (2004) bzw. Garten/Weiss (2007) nach dem Standard des ICAK systematisieren dieses Wissen und bringen es mit verschiedenen medizinischen Fachrichtungen in Verbindung.

Funktionelle Myodiagnostik und Zahnmedizin:

Mit Hilfe der FMD können krankmachende Einflüsse identifiziert werden, diese sind z.B. Störfelder wie Narben, Knochenentzündungen, Fehlstellungen im Bewegungsapparat, Differenzierung viraler, bakterieller oder parasitärer Infekte, unverträgliche Nahrungsmittel, psychische Belastungen und die individuell ideale Therapie oder Arznei gefunden werden. (z.B. Antibiotika, Psychopharmaka, manuelle Behandlungen, Phytotherapeutika, Akupunkturpunkte etc.). Um eine fundierte Aussage über begleitende Faktoren machen zu können, werden alle gängigen diagnostischen Methoden wie z.B. eine Anamnese, Ultraschall, MRT, CT, Laboruntersuchungen mit einbezogen.

Folgende Behandlungsschwerpunkte in der Zahnmedizin in Kombination mit der FMD sind besonders hervorzuheben:
  • Immer wiederkehrende Rückenschmerzen in Kombination mit einem Fehlbiss
  • Störungen des Kiefergelenks
  • Erkennung von Störfeldern wie Zahnherden, Sinusitiden und störenden Narben
  • Schwermetallbelastungen
  • Überprüfung von Medikamente und Zahnwerkstoffen auf ihre Verträglichkeit
  • Umfassende Behandlung der Parodontitis (Zahnbettentzündung)
  • Neuraltherapie und Regulationsmedizin
  • Phytotherapie (Einsatz von Heilpflanzen)

Kaum ein anderes Fach in der Medizin bringt zum Beispiel dauerhaft so viele unterschiedliche Materialien in den menschlichen Organismus ein wie Zahnärzte. Dabei kann jedes individuell unverträgliche Material ein Trigger für chronische Entzündungen darstellen, da es Wechselwirkungen mit dem Organismus, aber auch mit allen sich bereits im Körper befindlichen Fremdmaterialien, eingeht. Entzündliche Reize können ausgelöst oder beschleunigt und verstärkt, bereits bestehende Krankheit im Verlauf beschleunigt werden.
Aufgrund der steigenden Umweltbelastungen und sinkender Toleranzschwellen vieler Menschen nehmen Sensibilitäten, Krankheiten und individuelle Unverträglichkeiten zu.

So ist es von Vorteil bereits im Vorfeld vor Beginn der Therapie gezielt abzuklären, ob Beschwerden bereits bestehen und ob pathologische Reaktionen auf neu einzubringende oder bereits inkorporierte Zahnersatzmaterialien zu erwarten sind. Im Interesse einer nachhaltigen Gesundung des Patienten erspart man ihm somit unliebsame Folge durch immunologische Abwehrreaktionen.